Samstag, 4. Juni 2011

Ausnahmezustand

Man hört eine Menge in letzter Zeit von Korruption in Griechenland, von den Aufständen und vom Betrug der griechischen Regierung bei der Fälschung Ihrer Bilanzen. Um das alles zu erklären muss man jedoch die griechische Regierung von dem Volk trennen.
Fangen wir mit ein paar Behauptungen an die dem griechischen Volk zur Last gelegt werden. 
1.)    Die Griechen zahlen keine Steuern, obwohl der Spitzensteuersatz in Griechenland um 5% niedriger ist als in Deutschland
Die Behauptung muss man (wenn man die Hintergründe nicht beleuchtet) für wahr abtun. Doch lasst uns doch die Sache mal ausleuchten Der SSS ist in Deutschland 45% und in Griechenland 40%. Aber wieso weigern sich denn dann so viele Griechen ihre Steuern zu bezahlen?
Der berühmte Hase im Pfeffer liegt hier woanders, denn um in Deutschland diesen Steuersatz zu bezahlen, müsste man 52.152 € im Jahr verdienen bzw. 4346 € im Monat, was auf 5% der Steuerpflichtigen in Deutschland zutrifft.
Im „Steuerparadies“ Griechenland hingegen zahlt man als SSS nur läppische 40%. Um das bezahlen zu müssen, muss ein griechischer Arbeiter 23400 € im Jahr bzw. 1950 € brutto im Monat verdienen, was auf ca. 35% der Steuerpflichtigen in Griechenland zutrifft.
Natürlich wird in keinem Bericht dieser Umstand erwähnt, weil man eine spezielle Meinung über den betrügerischen Griechen einpflanzen will und kein Verständnis.
Zum Vergleich: Wenn in Deutschland der Spitzensteuersatz ab 1950 € im Monat gelten würde, würde es auf fast 60% der Steuerpflichtigen zutreffen und nicht nur die Straßen in Athen, sondern auch die in Berlin wären voll.
 
2.)    Korruption und „Fakelaki“
Die Korruption in Griechenland hat dramatische Ausmaße angenommen. Es ist an der Tagesordnung, dass man ohne jemanden zu bestechen nicht weiterkommt. Sei es der Beamte beim Bau- oder Finanzamt oder der Arzt im Krankenhaus. 
Ich selber habe die letzten 6 Jahre in Griechenland gelebt und bin sehr oft mit dieser Art von Politik in Berührung gekommen. 
Ein Beispiel: 
Ich war im Krankenhaus wegen meiner Gallensteine. Der Termin für die Operation war für Montag angesetzt. Ich war schon eine Woche im Krankenhaus. Es wurden alle Untersuchungen zur Vorbereitung auf die OP gemacht und ich freute mich, dass es endlich losgehen könnte, als ein Oberarzt ins Zimmer kam. Er erklärte mir, dass meine Blutsauerstoffwerte sehr schlecht wären und unter diesen Umständen eine OP unmöglich sei.
Ich sollte doch zur nächsten Stadt fahren und einen neuen Test bei einem Pneumologen machen. Es war nicht möglich diesen Test im Haus zu machen, weil der zuständige Arzt nicht im Haus wäre und generell das nötige Equipment fehlt. (Da fragt sich jeder logisch denkende Mensch: Wenn die meine Werte nicht messen konnten, weil kein Arzt und kein Equipment da ist, woher wissen die, dass meine Werte nicht in Ordnung sind? Aber Egal!). 
Mein Onkel der dabei war, fuhr mich also zur nächsten Stadt (20km). Wir machten den Test der uns 60 € kostete und aussagte, dass meine Blutsauerstoffwerte perfekt waren. Also wieder zurück ins Krankenhaus wo uns der selbe Oberarzt, seine Freude über die guten Werte äußerte, aber auch mit Bedauern feststellen musste, dass der OP Plan schon fertig sei und es keine Chance mehr gäbe heute noch operiert zu werden. Auf unsere Nachfrage hin erfuhren wir, dass der nächstmögliche OP Termin der Montag in 2 Wochen sei mit dem Hinweis „Wenn denn dann die Werte stimmen“. Was hatte ich für Möglichkeiten?
1.       Ich gebe dem Arzt 200 € und werde sofort operiert.
2.       Ich nehme 2 Wochen Schmerzen in Kauf und stehe dann wahrscheinlich vor demselben Problem (wobei mich die Medikamente und die Arztbesuche während dieser 2 Wochen auch um die 100 € kosten würden).
3.       Ich zeige den Arzt an.
Da müssen wir differenzieren, denn so eine Entscheidung ist heldenhaft, rechtstaatlich und ehrlich. Was passiert, wenn ich mich dafür entscheide den Arzt anzuzeigen.
Für den Arzt:
Gar nichts. Er hat in keinster Weise und zu keinem Zeitpunkt Schmiergeld von mir verlangt. Er sagte nur, dass er schlechte Werte gesehen hat und keine OP verantworten konnte.
Für mich:
Ich würde mich in dem Krankenhaus wohl nicht mehr sehen lassen können, ihm egal, wie weit ist das nächste? 200km. O.k. Das ist schlecht. Ich habe 3 Kinder….
und wer sagt mir, dass der Arzt in dem Krankenhaus rechtsschaffender ist?
Ich musste mich nicht entscheiden, denn während ich noch dabei war mir Pro und Contra auszurechnen, war mein Onkel dem Arzt in sein Büro gefolgt und zahlte die 200 €.
Als die beiden rauskamen strahlte mich der Arzt an uns sagte mir, dass noch ein Termin freigeworden sei. Boah hab ich ein Glück!!!
Wir Ihr seht, ist es leicht einem Volk Korruption vorzuwerfen. Jedoch die Hintergründe sehen meistens anders aus, jedenfalls für den Zahlenden. Außerdem ist die Korruption in Griechenland nicht erst jetzt entstanden. Die gibt es schon lange und es kann mir keiner erzählen, dass die EU erst jetzt darüber Bescheid weiß. Nein. Natürlich nicht, aber bisher war es praktisch für deutsche Großfirmen diese Korruption für Ihre Zwecke auszunutzen und so Milliarden an EU Fördergeldern aber auch Geld des, betrügerischen, griechischen Steuerzahlers nach Deutschland zu bringen aber dazu später mehr. Wir sehen also Korruption ist gerngesehen in der EU solange Sie jemanden nützt.

Das war´s für heute. Morgen behandeln wir dir Fragen:
Wenn wir Deutschen nicht mehr in Griechenland in Urlaub gehen, dann ist da ganz schnell der Ofen aus.
und
Griechenland und das Beamtentum.

2 Kommentare:

  1. Lieber Odysseus,
    der Hintergrund deiner Ausführungen scheint mir doch stark von Emotionen und einer besonderen Zuneigung zum Land und seinen Bewohnern geprägt zu sein, die ich auch irgendwo teile. Ich versuche die Probleme objektiv und rational zu betrachten. Die deutschen Medien zeichnen sich sicher nicht durch einen objektiven Umgang mit der Krise in Griechenland aus, allerdings gibt es neben bin Bild auch noch andere Publikationen. Die Politik scheint komplett zu versagen.
    Ich kenne Griechenland aus eigener Anschauung seit 1973,(da war das Land sehr arm, eine Militärdiktatur, Tourismus existierte nur in Ansätzen) und habe gute, enge griechische Freunde und habe mir ein Urteil gebildet. Vieles von dem was du ansprichst und oft relativierst ist Teil des Problems. Nicht alle deine Ausführungen sind nachvollziehbar und in der Sache korrekt. Ich finde es bedauerlich, dass du völlig auf Quellenangaben verzichtest, denn auch bei der Arbeit mit Quellen gibt es jede Menge Interpretationsspielräume. Mir fehlt leider die Zeit hierauf näher einzugehen. Ich bin sozusagen auf dem Weg nach Hellas. Im Übrigen ist die Sichtweise der Griechen auch durchaus unterschiedlich, jeweils abhängig von der Interessenlage der Gesprächspartner.

    Grüße
    ein Freund der Hellenen

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  2. Danke für dein Kommentar
    In erster Linie hast du Recht, aber es ist ja auch meine Absicht die dinge aus der Sicht des Volkes Bzw. des kleinen Mannes zu sehen.
    Natürlich gibt es auch vernünftige Medien doch die schreiben die Wahrheit und versuchen dabei niemanden zu Beleidigen.
    Ich denke wenn man sich die Reaktionen auf die beiden Nazi Plakate die von Bild gezeigt wurden ansieht kann man erahnen wir sehr das griechische Volk durch so eine Art bon Berichterstattung beleidigt ist.
    Dieser Block wird viel mehr sachen aufzeigen z.B.
    wer interesse an griechenlands rettung hat ausser die Banken, wo die Mrd fördergelder geblieben sind.
    und dann sich weiterentwickeln in eine Art was ist Griechenland.
    Ich hoffe du liesst dann immer noch weiter, aber jetzt wünsche ich dir erstmal einen schönen Urlaub und eine gute Reise.
    Grüss mir bitte mein Land was ich sehr liebe und sag Ihm, dass ich es so bald wie möglich Besuchen werde.
    MFG
    Odysseus

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